Heute, hier

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Heute ,Hier

Der Sommer ist zurückgekehrt.
In vollem Glanz, mit aller Wärme und Güte hat er sich heraus geschält, aus der tristen kalten Nässe des Herbstes, genauso schnell und unerwartet, wie er verschwunden war…
Doch heute schaut er noch einmal auf uns herab und ein zartes Lächeln umzeichnet seine entspannten Mundwinkel, er ruft sich freudig in unsere Erinnerungen, zelebriert gebührlich seinen Abschied, bevor er schließlich auf die andere Seite
der Weltkugel zieht, um dort die Menschen zu erfreuen…
Dankbar bin ich, über dieses überraschende Geschenk, ja,
und froh über die Bewegung in mir und die eindeutigen Zeichen, den Neubeginn, das Werdende…
So schwelge ich und sitze hier vor einem Café im Sonnenschein, allein mit meinem einen Dichter, den ich so unsagbar schätze – für all die kleinen Silben und Worte, die so banal und nichtig erscheinen und doch so bedeutungs-schwanger und schwerwiegend sind.
Wenn man sie ganz still betrachtet, kommt man schnell ins Staunen, kann es kaum fassen dass diese Ungetüme,
gleich einer Hummel, eines Albatrosses, am Boden sich so schwerfällig geben und sich nur unbeholfen von ihm lösen können. Denn sobald sie in der Luft sind bewegen sie sich mit solch einer Anmut und Schönheit, wie die Noten einer leisen Melodie, hebeln mit einem Augenzwinkern Naturgesetze aus ihren Angeln und machen sich den Zwischenraum zum eigentlichen Element…
Elementare Wirklichkeit eines phantasierenden Geistes,
Die ungebundene Sehnsucht nach Eigenheit darstellend, nur um sich im nächsten Moment selbst zu widersprechen, sich der eigenen Existenz zu berauben, um neue Gestalt anzunehmen, sich ständig zu verwandeln..
Es liegt an der Luft, sie riecht so frisch und unberührt,
erinnert mich…
verinnerlicht…
das innere Licht.

Wie herrlich das ist,
so zu sitzen und schreiben,
wie Lachen und weinen zugleich…
Ganz flüssig werde ich,
und flüchtig,
zerfließe vor mir selbst und bin ein farbiger Fleck auf weißem Papier, tropfe sanft von seinen Rändern auf den Boden, sammele mich in den Ritzen des Asphalts, verdampfe dort und steige auf, schwebe durch die Luft, höher und höher, bis der Tisch, an dem ich eben noch saß, nur noch ein kleiner, kaum wahrnehmbarer Punkt ist…
Kühle wieder ab und falle wie ein Regentropfen nieder, lande auf dem Papier, verteile mich in alle Richtungen, erinnere mich an die Gestalt, die mich durchs Leben trägt, Muskeln, Sehnen, Knochen, Glieder bilden sich, forme Organe, wie Worte aus Erde und Staub, Adern, wie Sätze aus Wasser und Blut, strecke, recke, neige mich und blinzele mit den Augen.

Aus meinen Finger löst sich ein Stift
und tanzt vergnüglich
durch die Luft.
Hinterlässt eine Spur aus Tinte,
wird zur Schrift,
beschreibt mich neu
und gibt mir wieder Grenzen…

 

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