Fische fangen

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Fische fangen

 

Nur noch diese eine, letzte Nacht, dann
Bist du endlich wieder da.
Und ich muss mich nicht
länger so ertragen
Nächte um die Ohren schlagen
Kann einfach bei dir liegen
Und genießen…

Als du gingst bin ich hinaus gesegelt,
wollte ein paar Fische fangen
hatte kaum zu essen und zu trinken
mit an Bord
Fuhr ganz sorglos Richtung Süden
Mit der Sonne im Gesicht
Und erst nach vielen langen Stunden
Schließlich merkte ich
Egal an welchem Horizont, ich sehe
Nirgends Land..

Ich malte Bilder in den Himmel
Ich fing Sterne in der Nacht
Ich holte Rosen aus dem Wasser
Habe andauernd an dich gedacht
Doch Fische
Fing ich keine…

Der Himmel zog sich täglich zu
Aus weißen Wolken wurden graue – doch
Weil ich dem Ozean vertraue
Fühlte ich nur selten Angst..
Und auch als es anfing mit dem Regen
Machte ich mir keine Sorgen
Schaute verträumt den Tropfen zu
Die auf dem Deck zerplatzten
Er war ganz warm und herrlich
Auf der Haut….

Doch in der letzten Nacht
Kam Sturm auf -  und
Er war so stark und heftig
Dass ich wieder keine Angst empfand
War wie gelähmt und stand
Ganz nah am Mast und hielt mich fest
War tief erschüttert und entsetzt
Und fasziniert….

Es türmten sich nun Wellen auf,
höher als ein Haus
mein kleines Boot fuhr ganz benommen
jeden Wellenkamm hinauf und
wieder runter
und es ächzte, und es knurrte,
war dem Meer nun hilflos ausgeliefert
lieferte sich keinen Kampf
und ließ mit sich geschehen,
es steckte frech nur seine Nase in den Wind
und ließ sich nicht von Brechern drehen….

Ich ließ das Ruder laufen
Klammerte mich an den Mast
Und wäre einmal, zweimal fast
Vor lauter Staunen über Bord gegangen,
konnt mich eben noch so fangen
hielt mich nicht mehr krampfhaft fest
und willigte mit ein…
da kam, ganz kurz nur,
beinah unmerkbar, ein winzig kleiner Wind
und sagte leise
aber deutlich
„ nach jedem Sturm kommt Sonnenschein…“

So ging es viele Stunden
Ich verlor mein Zeitgefühl
War gänzlich durchgefroren, meine Ohren
Taub von dem Gebrüll
Ich fühlte kaum mein Herz noch schlagen
Nur das Springen
Und das Torkeln
Und das Stampfen auf den Wellen
War die Welt…..

Mit dem Morgen kam die Stille,
Hatte nicht ein Auge zugetan
War abgekämpft und müde
Und ganz steif in meinen Gliedern
Beide Segel waren zerfetzt
Und auf dem Deck zappelten Fische

Und das Meer war wie ein Spiegel
Glatt und ruhig, als wäre
Nie etwas geschehen..
Ich ließ mich fallen, ließ mich gehen
Und schlief
augenblicklich ein…

Jetzt ist es Abend schon
Und vor mir liegt nun schließlich
Doch die letzte Nacht
Ich hatte etwas Faden
Hab mit halber Kraft
Die Segel wieder fit gemacht
Der Wind weht jetzt nach Norden…..

Morgen früh seh ich bestimmt
schon wieder Land……

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