Anderswo

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Anderswo

Uns geht es doch
schon viel zu lange
viel zu gut.

Wir leben tagein, tagaus
unser beschauliches Leben,
haben Geld genug,
und Häuser,
und in den Häusern Betten,
in denen wir warm und trocken
schlafen,
Nacht für Nacht…

Und doch beklagen wir uns oft,
weil wir nicht alles, was wir sehen,
unser Eigen nennen können,
weil das Geld nicht reicht,
um jeden falschen Hunger
zu stillen.

Wir ernähren uns von Filmen
und den immer gleichen Phantasien
von Reichtum und Glück,
Gerechtigkeit und
Liebe…
Doch
Was ist das schon -
Gerechtigkeit ?

Ist es gerecht,
dass wir gelangweilt
vor unseren Fernsehern sitzen,
während andere, anderswo,
durch Blut und
Schmerzen waten  ?

Ist es gerecht,
dass wir uns mehr auf die Teller schöpfen,
als wir essen
können ?

Ist es gerecht,
dass wir nur schöne, saubere
Kleider tragen müssen ?

Und anderswo,
ja, anderswo ist immer Krieg…

Und Krieg, was ist der Krieg
für uns,
als nur auf- und abflammende Themen,
auf- und absteigende Berichte
über ferne, fremde Länder,
in der Flut von Informationen,
in den nachgerichteten
Nachrichten..?

Für uns ist Krieg doch nur ein Wort.
Eine staubige Erinnerung
in den Augen und Geschichten
der Alten
und Altvorderen.
Geschichten deren wir längst schon
überdrüssig sind und die uns
langweilen…

Wir wägen uns in Sicherheit, doch
sicher sind wir nicht,
und sicherlich
auch sehr beteiligt
an den Zuständen im Anderswo…

Und wenn dann mal
ein Wolkenkratzer brennt,
und wir erschrocken,
wir empört sind,
über sinnlose Gewalt,
dann fordern wir Rache
und, ach ja, Gerechtigkeit,
für diese Ungehörigkeit.
Und alle sind sich einig,
dass wir
Unschuldslämmer
so etwas nicht verdienen.

Doch sobald die letzte Rauchschwade
im Wind davon weht,
geht alles wieder seinen gut bewehrten Gang,
und wir
führen unsere Kriege munter fort,

in einem fernen
Anderswo…

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